Was wir behandeln -> Depressionen Artikel

Depressionen gehören zum Leben. Je schneller man wieder in Bewegung kommt, desto schneller fühlt man sich wieder besser.

Depressionen und ihre homöopathische Behandlung
Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass ca. 4 Millionen Menschen von einer depressiven Erkrankung betroffen sind. Die Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die unbedingt behandelt werden sollten. Viele Erkrankungen, so auch Libidoverlust und sexuelle Funktionsstörungen können Begleiterkrankungen der Depression sein. Andererseits sind Depressionen und depressive Verstimmungen häufig auch Begleiterscheinungen von chronischen Erkrankungen. Viele Depressionen (mit Ausnahme der bipolaren Störung) sind homöopathisch sehr gut behandelbar. Je nach Schwere und Dauer der Erkrankung kann die Zeit bis zur Heilung durch die homöopathische Behandlung unterschiedlich lang sein. Verbesserungen der Symptomatik treten jedoch häufig schon in den ersten 4 Wochen der Behandlung auf. Die Behandlungsabstände liegen zwischen 3 und 8 Wochen, je nach Zustand und Wunsch des Patienten. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass zwischen den Zeitpunkten der Arzneimitteleinnahme größere Abstände liegen sollten, damit die Arznei ihre volle Wirkung entfalten kann.

Symptome der Depression
Depressionen gehen einher mit einem besonders negativen Erleben der Welt, mit sog. katastrophisierenden Gedanken, in denen man sich ausmalt, welche schlimmen Dinge passieren könnten. Der Wahrnehmungsfokus liegt auf dem: Was fehlt noch? Was habe ich noch nicht erreicht? Was kann ich noch nicht? Was läuft schief in meinem Leben? Es gibt immer Dinge, die noch nicht so gut laufen, die noch fehlen und die schief laufen, aber depressive Menschen sehen vor allem diese negativen Tatsachen und verlernen mit zunehmender Krankheitsdauer immer mehr, die positiven Dinge auch wahrzunehmen und zu fühlen. Dies führt zu andauernden negativen Gefühlszuständen, starker Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Energielosigkeit. Häufig kommt es auch zu einer Gewichtszunahme oder Abnahme, zu sexuellen Störungen wie erektiler Dysfunktion, Orgasmusstörungen und Libidostörungen. Das Morgentief erleben besonders viele Patienten als große Belastung. Der Tag beginnt schwer, es ist nur mit großer Mühe möglich, das Bett zu verlassen und das Tagewerk zu beginnen. Bei besonders schweren Depressionen schaffen die Patienten es nicht mehr, das Bett zu verlassen.

Erklärungsmodelle für das Entstehen einer Depression
Es gibt mehrere Erklärungsansätze für Depressionen, von denen hier nur einige vorgestellt werden. Viele Menschen wissen nicht, dass auch Medikamente oder das Absetzen dieser Medikamente Depressionen auslösen können. Dies gilt z.B. auch für Zytostatika, also Medikamente, die in der Krebstherapie eingesetzt werden. Aber auch Betablocker, Interferone, Lipidsenker oder Antibiotika können Depressionen auslösen.

Streß
Eine ungenügende Anpassung an chronischen Stress ist eine weitere Ursache für das Entstehen einer Depression. Hier bleibt natürlich zu fragen, wie viel Stress denn normal ist und wie eine gute Anpassung aussieht? Die Zeit in der wir leben ist geprägt durch Termindruck, häufige Orts-und Arbeitsplatzwechsel sowie Existenznöte. Mit diesen Themen haben frühere Generationen nicht in dem Maße umgehen müssen, wie das heute von uns verlangt wird. Andererseits hatten frühere Generationen mit Kriegen und deren Folgen umzugehen. Das bleibt uns glücklicherweise erspart. Für Menschen, die an einer Depression leiden, die aufgrund von Stress entstanden ist, ist es wichtig zu verstehen, dass das Ausmaß an Stress, mit dem wir umgehen müssen, wirklich sehr groß ist.

Chronische Krankheiten und Schmerzen
Chronische Schmerzen und chronische Erkrankungen im Allgemeinen sind häufig mit Gefühlen von Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit verbunden und können ebenfalls zu Depressionen führen. Auch Krebserkrankungen lösen häufig Depressionen aus. Menschen, die mit einer Krebserkrankung umgehen müssen, sind ganz besonders gefährdet. Sie haben Angst, werden medizinisch fremdbestimmt, Operation, Chemotherapie und Bestrahlung geben ihnen den Rest. Verunsicherung, ängstlichkeit oder sogar Todesangst und Depressionen machen sich breit. Wenn man Patienten trifft, die an Krebs erkrankt sind, fallen sie häufig dadurch auf, dass sie in sich gekehrt und hoffnungslos sind. So ist auch die Idee von der Krebspersönlichkeit entstanden. Man dachte, die Patienten seien auch vor ihrer Erkrankung schon so gewesen und es gäbe einen Zusammenhang zwischen ihrer Persönlichkeit und der Krebserkrankung. Heute haben viele wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die Krebspersönlichkeit nur eine Legende ist. Es gibt keine Persönlichkeitsdispositionen, die eine Krebserkrankung begünstigen. Patienten, die an Krebs erkrankt sind oder waren, haben häufig große ängste, dass sie die Erkrankung durch ihr „Sein“, durch ihre Persönlichkeit und die Art und Weise, wie sie Probleme lösen oder eben nicht lösen selbst ausgelöst hätten. So leiden sie nicht nur unter den Symptomen und Beschwerden, die die Krebserkrankung ausgelöst hat, sondern auch noch unter Schuldgefühlen. Ratgeber mit dem Tenor; wenn Du nur positiv denkst, wirst Du von selbst gesund, tun ihr übriges um diesen Teufelskreis von Angst, Schmerz und Schuldgefühlen zu verstärken.

Kritische Lebensereignisse
Als weiterer wichtiger Auslöser werden sog. kritische Lebensereignisse angenommen. Unter kritischen Lebensereignissen versteht die Psychologie Ereignisse wie Trennung, Scheidung, Tod eines nahestehenden Menschen, Arbeitsplatzverlust, Arbeitsplatzwechsel, Geburt eines Kindes, Hochzeit, Zusammenziehen, Umzug, schwere Krankheiten und natürlich traumatische Erfahrungen. Ein anderer Ansatz vermutet einen Verstärkerverlust als Auslöser für Depressionen. Verstärker sind Situationen, Interaktionen mit Menschen, Handlungen oder Handlungen, die positive Zustände bewirken oder diese verstärken. Hier kommt es darauf an, ob es genug Verstärker gibt und ob jemand sein Verhalten noch so verändern kann, dass er neue, andere Verstärker finden kann, die seinen Gefühlszustand beeinflussen. Wenn z.B. jemand aufgrund einer schweren Krankheit arbeitsunfähig wird, sind seine Möglichkeiten, sich über Arbeitssituationen zu verstärken stark eingegrenzt. Z.B. entfallen nach einer Trennung viele Verstärker wie z.B. die gemeinsame Wohnung, Nähe, Sexualität, finanzielle Sicherheit, evtl. ein gemeinsamer Freundeskreis. Eine Trennung ist eine große Herausforderung an die Fähigkeit eines Menschen, sich neue Verstärker zu suchen. Und gerade, weil eine Trennung so viele Bereiche betrifft, stellt sie eine große Herausforderung an die Anpassungsfähigkeit des Betroffenen dar. Viele sind damit überfordert und kommen nach dem Durchleben des Trennungsschmerzes nicht mehr in ihren Normalzustand zurück, sondern werden depressiv.

Denkmuster
Ein anderer Ansatz hebt kognitive Verzerrungen hervor. In depressiven Phasen kommt es zu Fehlinterpretationen der Wirklichkeit, die zu einer pessimistischen Sichtweise der Welt, der eigenen Möglichkeiten und der Zukunft führt. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge werden verwechselt. Unangemessene Verallgemeinerungen (Depressionen kann doch niemand heilen) oder übertreibungen (die Sprechstundenhilfe hat mich abweisend behandelt, als sie sagte, dass ich noch etwas länger warten muss), emotionale Beweisführung (ich habe das Gefühl, dass sie mir nicht helfen kann, also stimmt das) und das weit verbreitete Gedankenlesen (ich weiss, dass sie mich nicht leiden kann) sind typische kognitive Verzerrungen. Depressive Patienten haben eine Neigung zum kognitiven Verzerren. Man weiß jedoch nicht, ob die Depression die kognitiven Verzerrungen auslöst oder ob die kognitiven Verzerrungen die Depression auslösen. Kognitive Verzerrungen könnten z.B. auch erlernt sein. Das Bewusstmachen von kognitiven Verzerrungen und das Auflösen dieser Verzerrungen führen zu einer Verbesserung des subjektiven Erlebens. Depressive Patienten können lernen, ihre Gedanken selbst zu überprüfen und zu verändern. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Kognitiven Verhaltenstherapie. Irrationale Einstellungen werden verändert und wirken sich damit auf das konkrete Verhalten aus.

Genetische Bedingungen
Neben den psychologischen Komponenten werden jedoch auch genetische Aspekte diskutiert, Es ist bekannt, dass Kinder von depressiven Patienten häufiger depressiv werden als Kinder von nicht depressiven Menschen. Man kann jedoch nicht genau unterscheiden ob es sich hier um genetische Faktoren oder um erlernte Verhaltensweisen handelt.

Gehirnchemie-Neurotransmitterentgleisung
Auch die Gehirnchemie ist bei depressiven Patienten verändert. Bestimmte Neurotransmitter wie Noradrenalin und Serotonin sind entweder zu wenig oder zu viel verfügbar. Genau hier setzen Psychopharmaka an. Leider weiß man bis heute nicht genau, wie diese wirken. Man weiß auch nicht, ob die Verschiebung der Neurotransmitterhaushalte die Depression verursacht oder ob die Depression die Neurotransmitterhaushalte negativ beeinflusst. Tatsache ist, dass viele depressive Patienten sehr gut auf die Behandlung mit Antidepressiva reagieren. Die Kombination von Antidepressiva und Kognitiver Verhaltenstherapie gibt heute als die Methode der Wahl für die Behandlung der Depression. Viele Patienten wehren sich jedoch gegen die Behandlung mit Psychopharmaka, wieder andere haben so starke Nebenwirkungen, dass sie die Behandlung unterbrechen oder möchten nach mehrjähriger psychopharmakologischer Behandlung die Antidepressiva gerne absetzen.

Die homöopathische Behandlung von Depressionen
In der Klassischen Homöopathie wird eine Arznei nicht aufgrund einer Diagnose gegeben, sondern aufgrund der Symptome, die der Patient hat. Dennoch ist es wichtig, die geschilderten sowie die vom Patienten gezeigten Symptome einzuordnen und zumindest eine Verdachtsdiagnose oder eine hypothetische Diagnose zu erstellen. Aufgrund dieser hypothetischen Diagnose entwickelt man eine Erwartung an die Wirkung der Arznei sowie der gesamten Behandlung. Wenn Patienten bereits Antidepressiva einnehmen ist eine homöopathische Behandlung auch möglich, allerdings wird das die Erwartung an den Behandlungsverlauf wieder verändern. Wenn Antidepressiva eingenommen werden, wirken homöopathische Arzneimittel häufig nicht so lange wie bei Patienten, die keine Psychopharmaka nehmen. Die Arzneien müssen dann häufiger wiederholt werden. Wenn Patienten die Praxis aufgrund von sexuellen Problemen aufsuchen, sollte unbedingt abgeklärt werden, ob eine depressive Erkrankung vorliegt. Wenn der Patient an einer depressiven Erkrankung leidet, hat diese Vorrang. Das sollte das unbedingt im Gespräch thematisiert werden, damit der Patient versteht, dass seine sexuelle Problematik nur im Gesamtzusammenhang gesehen und behandelt werden darf. Patienten verstehen häufig nicht, was denn das eine mit dem anderen zu tun hat. Vielen Patienten ist auch der ganzheitliche Ansatz der Klassischen Homöopathie fremd und hier ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Bei der Wahl der Arzneimittel spielt der Auslöser eine große Rolle für die Wahl der Arznei. Gerade Trennungen, Verluste und Scheidungen werden häufig als Auslöser für die Depression geschildert. Dabei kommt es den Patienten oft so vor, als dürfe oder könne das gar nicht so sein. So als ob der Verlust einer Liebesbeziehung leichter zu bewältigen sein müsste. Dabei gehört es zu den schwersten Aufgaben im Leben eines Menschen, Verluste und Trennungen zu überwinden. Trauer und Schmerz sind normale und gesunde Reaktionen auf Trennungen und Verluste. Bei manchen Menschen entwickelt sich daraus jedoch eine Depression. Sie kommen nicht mehr aus dem Schmerz heraus. Dann ist es wichtig, sich kompetente Hilfe zu suchen, um die Lebenskrise zu bewältigen. Die Klassische Homöopathie kann ein guter Weg sein, wieder aus dem Loch herauszufinden. Bei Depressionen, die als Folgen von Trennungen auftreten, werden häufig Arzneimittel wie Natrium muriaticum oder Ignatia verordnet. Beides sind auch die wichtigsten Arzneien für Liebeskummer. Ignatia ist darüber hinaus die wichtigste Arznei für einen frischem Schock, Natrium muriaticum ist hingegen die wichtigste Arznei für einen alten Schock, der manchmal schon viele Jahre zurückliegt. Leider ist die Selbstbehandlung bei Depressionen nicht möglich. Die Wahl der geeigneten Arznei und auch die Wahl der geeigneten Potenz sind ohne fundierte psychologische, homöopathische Kenntnisse und Berufserfahrung nicht möglich. Hinzu kommt, dass Patienten, die sich selbst behandeln, die Wirkung der Arznei nicht gut einschätzen können. Häufig ist die Arzneiwirkung zu Beginn der Behandlung sehr subtil, manchmal zeigt sie sich auch nur auf der Traumebene oder in bestimmten Aspekten. Den Patienten wird das häufig erst im Gespräch mit der Therapeutin deutlich. Erst wenn man nach den verschiedenen Aspekten, die in der Anamnese besprochen wurden fragt, wird deutlich, dass Veränderungen stattgefunden haben. Dann kann es weitergehen und die Arznei wird wiederholt oder in veränderter Potenz verordnet.